János Sablatura

LIGHT STEPS - Installation von Brigitte Kowanz

Datum
2020
Originaltext

„There's a feeling I get, when I look to the west and my spirit is crying for leaving.“ Stairway to heaven ist das erste an das ich denke beim Anblick der filigranen UV-Röhren, die wie eine Treppe hinauf führen und mich mit ihrem diffusen violetten Licht in einen magischen Bann ziehen. UV-Licht ist am Ende des sichtbaren Spektrums und Farbe des indigo Crownchakras, welches für höchste spirituelle Erleuchtung steht - die Transzendenz der Materie, des Subjekt-Objekt Dualismus und der Auflösung im allumfassenden Sein. Mein Drang nach oben will, dass die Treppe sich schier endlos fortsetzt, durch Dach und Wolken, das Firmament durchbrechend einem gleissenden Licht zueilend. Zu schnell doch vergess ich die andere Richtung, der Abstieg in den Keller - die Dunkelheit des Unbewussten und der Schlund aus dem wir alle einst gekrochen sind. Wie die Äste des Weltenbaumes Yggdrasil den Himmel berühren, so reichen seine Wurzeln doch bis in die Hölle. Der Baum als Mittler und Vereinigung der gegensätzlichen Trieben. Das dunkle Unbewusste zu integrieren scheint Notwendig im Erreichen der Gesamtheit, sonst wäre es keine Gesamtheit. Die Hippie-Parolen „peace and only good vibes“ verblassen im Angesicht der realen Schrecken und des Terrors zu dem der Mensch fähig ist. Das unbewusste Tier in uns, aus dem wir evolutionsgeschichtlich erst kürzlich entstanden sind, wird zu oft verneint und unterdrückt, aber wenn es denn doch ausbricht, wütet es verheerend und richtet eine immense humanitäre und moralische Zerstörung an, wie im ersten und zweiten Weltkrieg. Der Rausch und Instinkt unsere primären Psyche schlängelt sich durch deren Winkel und Schatten, ständig kauernd, ständig lauernd. Bevor wir den Aufstieg wagen, sollten wir uns unserer Natur komplett bewusst werden und volle Verantwortung dafür übernehmen. Der Satan als Sündenbock ist nur die Projektion unserer eigenen Schwächen. Der kollektive Schatten. Er kann nicht getötet werden und der Kampf gegen ihn ist nur einen Kampf gegen sich selbst - sinnlos. Seine Energie jedoch transformiert und kanalisiert, ist Quelle grosser Kreativität. Die Felder unserer Inspiration scheinen ansonsten auszutrocknen und die Erde sich mehr und mehr zu einem lebensfeindlichen Materialismus zu verhärten, der immer rissiger wird - zerbröckelt - uns unterteilt, und isoliert. Mit den Bruchstücken versucht die Postmoderne verzweifelt etwas neues zu finden, doch die Gebilde sind nur Tempel aus Sand, instabil und vergänglich. Der Deal mit Mephistoteles ist vielleicht doch nicht ganz so schlecht. Er kann uns die Pforten öffnen zur Unterwelt. Denn unter der Erde sind sie noch immer da, unsere Wurzeln. Wenn wir sie ausgraben und entgegen aller Vernunft anfangen zu wässern, mit der allzu menschlichen Hoffnung, dass daraus wieder ein Baum entwächst, auf dessen Ästen stehend wir fröhlich lachend uns der aufgehenden Sonne freuen. Satan und Gott vereinigt im Abraxas.