János Sablatura

Über den Wert der intuitiven Epistemologie [YESOD] und deren voreiligen Verwerfung

Datum
2020
Originaltext

Der Wert von Kunst, Spiritualität und Mystik für den kollektiven Erkenntnisprozess

or: how to write like a french philosopher.

Es ist offensichtlich, dass einige Aspekte eines Symbols, Konstrukts oder Begriffes, die einem Phänomen intuitiv zugeordnet werden, gewisse Wahrheiten haben, andere jedoch nicht und dass, wenn man dieses Symbol, Konstrukt oder Begriff in naiver Leichtfertigkeit weiterentwickeln will, die erkannten wahren als auch unerkannt falschen Aspekte [des Phänomens] schnell zu einem einseitig überproportional aufgeblasenen Scheinkonstrukt werden, welches zu einem Nährboden aus vielfältig fehlerhaften Anknüpfungspunkten für weitere ungenauen Symbole mutiert, die das gesamte Konstrukt stufenweise mehr und mehr verfälschen, von der empirischen Wahrheit entfernen und dazu führen, dass deren raffiniert verästelte Komplexe den ungebildeten Laien mit einer wirkungsvollen Überzeugungskraft in einen betörenden Bann zieht. Die höchste Stufe dieser weitergeführten Falschwahrnehmung, welche jedoch immer in einem Kern der Wahrheit basiert, würde man Wahn nennen. Dieser Wahn unterscheidet sich aber vom gewöhnlichen Wahn in dem Sinne, dass seine Falschwahrnehmung auf einer viel tieferen Ebene der Komplexität zu finden ist, die sich für gewöhnlich dem grössten Teil der Empirie entzieht. Darum ist es auch möglich, dass sich solcher Wahn für eine recht lange Zeit halten kann, bis er dann doch schliesslich aufgedeckt wird und wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt.

or in simple terms: false pattern recognition sucks. Dont't build a house with hypotheses.

Trotz all diesen Gefahren ist es voreilig und ignorant, nur aufgrund dieser Tatsachen die intuitiv erkannten und offensichtlich auch teilweise richtigen Aspekte der zugeordneten Symbolen pauschal zu verwerfen, denn auch wenn es mangelnde Genauigkeit innehat, kann es trotzdem fruchtbar weitergeführt werden, indem die sicher gewusst wahren Aspekte als Ankerpunkt für weitere Wahre fungieren, damit mehr und mehr die Gesamtheit von allen Winkeln ausgeleuchtet werden kann. Es würde wertvolles Potential verschwendet werden, welches neu interpretiert die Vollkommenheit des Phänomens genauer definieren könnte und den Erkenntnisprozess massgebend voranbringen würde.

or: symbols are pretty damn nice.

Die Herangehensweise an einen solchen Erkenntnisprozess erfordert einen gewissen kierkegaardschen Glaubenssprung in das Vertrauen seiner Intuition, welcher jedoch zwingend ausgeglichen werden muss durch eine messerscharfe Selbstkritik und eine konstante empirische Realitätsreflexion. Nur dann ist es möglich den Sumpf des subjektiven Konstruktivismus zu umgehen, gegen dessen Untiefen selbst der rationalste Philosoph nicht vollends gefeit ist.

or: uguaga

Die klar ausformulierte philosophische Sprache ist das passende Ausdrucksmittel für die vollkommen verstandenen und bewussten Konzepte des Seins. Für die Dinge an der Grenze zum Unbekannten eignet sie sich jedoch nicht. Denn ein Busch in den Schatten der Dunkelheit, welcher noch nicht als Busch erkannt worden ist, kann genauso gut als schemenhaften Umriss eines Monsters interpretiert werden. Deshalb würde man gut daran tun, wenn man diesen unscharfen Umriss als nur das beschreibt was wirklich erkannt werden kann und die Struktur und Beschaffenheit, welche vieles sein kann, nicht zu früh eingrenzt. Um das potentiell Mögliche des noch schattenhaft unbekannten Seins zu erhalten, eignet sich die Symbolsprache am Besten. Durch die Werkzeuge der Poetik; Symbole, Metaphern, Allegorien und Parabeln kann man sich schrittweise an das annähern, was noch nicht vollends erkannt wurde und nach und nach jeden Aspekt von jeder Seite beleuchten um seine Vollkommenheit zu erfahren. Wenn man zu früh das Schwert des Logos zückt, nimmt man in Kauf abgeschnittene Teile zu übersehen, falsch zu interpretieren oder überproportional aufzublähen. Das Symbol ermöglicht den nötigen Spielraum, so dass frische Inspirationen neue Winkel und Spalten erkunden können. Die klinisch genaue Sprache ist endgültig und friert die Wesenheit in ein Konstrukt ein, welches den natürlichen, dynamischen Prozessen trotzt und eine Weiterentwicklung massgebend erschwert. Die biblischen ersten sechs Tage der Schöpfung dienten der Kreation des Seins, aber erst durch die Ruhe des siebten Tage wird die Schöpfung vollendet. Erst durch diesen gewährten Ruhe[zeit]raum kann die Kreation atmen und die sich stets verändernden Prozesse des Lebens können zum fliessen kommen. Die Pause zwischen den Noten, ohne die das Stück seinen Sinn verliert. Ohne den siebten Tag würde das Sein und jedes ihm aufgesetzte Konstrukt oder System sich selbst zersprengen, wie gefrorenes Bier seine Flasche.

or: words are static boxes for fluid phenomena. Art and poetry are superior for expressing the unknown.

Wegen den in der Wesenheit des Wortes liegenden Eigenschaften der Unterteilung und der Definition kommt die unmittelbarste Beschreibung des noch Unerkannten jedoch anderen Medien des Ausdrucks zu. Bilder, Musik, Film, Tanz, Performance und andere Formen der Kunst eignen sich wesentlich besser dazu.